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„Geschichte wiederholt sich leider manchmal.“

Wie die Aktion zu einer Datenbank gekommen ist.
Rolf Grünsteidl
Datum:
3. Apr. 2025
Von:
Renate Szymczyk

Geschichte wiederholt sich leider manchmal.

Die Flucht meiner Mutter aus Schlesien endete 1946 in Schleswig-Holstein, mehr geduldet als willkommen, dazu noch als Katholikin in stark protestantischem Gebiet. An ihre Erzählungen über schwere Tage und hilfreiche Menschen musste ich denken, als am Abend des 17.9.2015 in der Gesamtschule Ronsdorf Bürgermeister und Sozialdezernent über die syrischen Geflüchteten in der Turnhalle der Gesamtschule berichteten.

Auch wenn meine Eltern harte Zeiten erlebten, ich aus „kleinen Verhältnissen“ kam, hatten sie mich mit ihrem grenzenlosen Optimismus immer motiviert und bis ins Studium unterstützt, so dass ich meinen Weg in der Industrie machte. Die letzten Jahre arbeitete ich in der Analyse und Optimierung von Organisationen und Arbeitsprozessen.

Diese Erfahrung führte dann am 17.9. dazu, dass ich Frau Dabrowski, die dort die Caritas vertrat, den Vorschlag machte, ein Back Office für die neue Aktion aufzubauen. Nach einem kurzen Gespräch über die komplexe Koordinationsaufgabe von hunderten einzelnen Helfern mit ihren unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten auf der einen Seite und den hunderten einzelnen Geflüchteten mit ihren Sorgen und Nöten auf der anderen Seite meinte Sie aber „Wir rufen Sie an!“.

So wurde aus der Erinnerung an die Erzählungen meiner Mutter und meiner beruflichen Erfahrung ziemlich schnell das erste Treffen mit Renate Szymczyk und Dominika Pozor-Punturo, den beiden Koordinatorinnen der Aktion neue Nachbarn sowie Rudi Ruckriegel und mir, beide Ehrenamtliche mit Industrieerfahrung. In unserem ersten Treffen trafen sich zwei Arbeits- und Denkweisen – Sozialarbeit und Industrie – die beide ihre Berechtigung und Grundlagen haben, recht unterschiedlich sind und eher selten zusammentreffen.

Mit Staunen darüber, wie „die anderen beiden“ denken, argumentieren und viel nachfragen wurden dann mit immer besser werdender Laune in kurzer Zeit die Themen, die Organisation, das An-Bord-Holen der Helfer und die Datenbank der Helfer mit ihren Interessen und Fähigkeiten strukturiert und beschlossen. Die Aktion neue Nachbarn in Wuppertal bekam eine stabile Arbeitsgrundlage und die funktioniert immer noch. Egal ob für einen einzelnen Menschen ein Helfer für eine spezielle Aufgabe gesucht wird oder kurzfristig für die über hundert ukrainischen Bewohner in der Caritas-Unterkunft St. Anna Sprachkurse, Arztbegleitung, Dolmetscher oder ein Freizeitprogramm für die Kinder benötigt wird.

Seit September 2015 bin ich jetzt Teil der Aktion neue Nachbarn und freue mich, dass meine beruflichen Erfahrungen, jetzt in der Rente, nicht einstauben, sondern immer wieder in neuen Projekten eingesetzt werden können.