In Via Theaterprojekt

Köln - Projektreihe "...mit neuen Nachbarn leben!"

Das letzte Projekt, das wir im Rahmen der Projektreihe „…mit neuen Nachbarn leben!“ am 18. März vorgestellt haben, ist gewiss nicht neu. Denn bereits seit dreizehn Jahren probt Regisseur und Projektleiter Hans-Peter Speicher in den Räumen des katholischen Sozialverbandes In Via mit jugendlichen Schauspielern klassische Stücke und inszeniert diese neu und modern. An diesem Freitagnachmittag sind sieben junge Männer bei der Probe, vier ehrenamtliche Helferinnen sowie eine Regieassistentin, die die Texte eingibt. Die Jungs kommen u.a. aus Eritrea, Afghanistan, Bosnien und Spanien, einer ist zum ersten Mal dabei, ein anderer zum zweiten Mal, der Rest gehört zu den „alten Hasen“, die auch schon im Herbst bei der Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf der großen Bühne standen und mir mit leuchtenden Augen von diesem großen Gefühl des Erfolgs berichten.

 

„Ottos Mops kotzt. Kotzt Ottos Mops?“ – eine Sprechübung, die dem 20jährigen Jasi aus Bosnien nicht leichtfällt, obwohl er bereits seit 3 Jahren regelmäßig an den Proben und Aufführungen teilnimmt. Doch das wird mit Humor genommen. Bereits nach wenigen Minuten hat mich der Regisseur mit seiner packenden und lebhaften Art in den Bann gezogen. Geprobt wird ein Stück von Aristophanes - „die Vögel“ - eine antike Komödie, in der es um die Machtergreifung durch die Vögel geht. Etwa ein halbes Jahr benötigte der Regisseur, um das klassische Originalstück in eine alltagstaugliche Sprache umzuschreiben. Ergänzt wird die Haupthandlung mit Einschüben – sogenannten Parabasen – die mit dem Stück an sich nichts zu tun haben. Hier thematisiert Speicher etwa die Beziehungsproblematik zwischen Mann und Frau. Während des Probens kommen die Jungs selbst auf Ideen, wie eine Formulierung oder eine Aussage besser sein könnte, dies wird dann direkt übernommen.

 

Auch ich werde an diesem Nachmittag zur Schauspielerin, denn heute probt jeder mit, auch die Neuen kommen in den Genuss der Schauspielerei. Mit Hilfe der Texteingabe und der professionellen Unterstützung bei Mimik, Gestik, Körperhaltung und Betonung durch Hans-Peter Speicher werden schon kurze Szenen zu beeindruckenden künstlerischen Darbietungen. Die Wortspielerei mit „den Vögeln“ bzw. „dem Vögeln“, die Situationskomik, wenn schwierige Wörter nicht ausgesprochen werden können und die gesamte fröhliche und energiegeladene Stimmung der Teilnehmenden tragen dazu bei, dass wir alle einen phantastischen Nachmittag verbringen. Bei der Aufführung im Sommer werde ich auf jeden Fall dabei sein – das musste ich den Jungs versprechen.

 

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